Mexiko: Hoffnung für Menschen auf der Flucht

In der Diözese Ciudad Juárez in Mexiko setzen sich vier Ordensschwestern und viele Ehrenamtliche in einem Adveniat-Projekt für Flüchtende aus Venezuela, Haiti, Ecuador, Nicaragua, Guatemala und Honduras ein. Die Menschen, die es bis nach Ciudad Juárez schaffen, haben eine lange und zehrende Reise hinter sich: einen Großteil des Weges zu Fuß, mit wenig Wasser und Nahrung und in ständiger Angst vor Paramilitärs, Menschenhändlern oder der Migrationspolizei. Hier an der Grenze mischen sich Verzweiflung, Ungewissheit und Hoffnung.

Drei Schwestern bei der Essensausgabe für Geflüchtete in Ciudad Juárez. Foto: Adveniat/Rosas Heimpel

Wie sieben Millionen seiner Landsleute ist auch Jesús* aus Venezuela vor Gewalt und Armut geflüchtet.

Auf der Suche nach dem „Amerikanischen Traum“, erlebte er einen Albtraum:

„Unsere Reise startete im Darién-Dschungel, er gilt als einer der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit, an der Grenze zwischen Kolumbien und Panama. Sieben Tage lang liefen wir – ohne Wasser und Nahrung – mit nichts, als unseren Kleidern am Leib. Aber wir waren voller Hoffnung und dachten, dass es nach dem Darién nicht mehr schlimmer kommen könnte. Nachdem wir Panama und Costa Rica durchquert hatten, kamen wir über Nicaragua, Honduras und Guatemala schließlich nach Mexiko.

In Mexiko erwischte uns die US-Bürgerwehr und brachte uns wieder nach Guatemala zurück, aber wir fuhren mit dem Schlauchboot noch am selben Tag wieder über die Grenze. In Mexiko-Stadt angekommen, kaufte ich ein Ticket nach Monterrey, wo mich ein Schlepper erwartete, der 2.000 Dollar kassierte, um mich über die Grenze in die USA zu bringen. Wir sollten am nächsten Morgen abgeholt werden, doch dann kam alles anders: Sie wollten unsere Familien um mehr Geld erpressen und nahmen uns die Handys ab. Ich war an ein Menschenhändlerkartell geraten.
 

Karte auf der die Fluchtroute von Roger dargestellt ist

Die Karte zeigt die Fluchtroute von Jesús- mit den Rückschlägen, die er erlebt hat.

Der „Amerikanische Traum“ wird zum Albtraum

Endlich in den USA angekommen wurde ich fünf Tage in eisiger Kälte festgehalten, durfte meine Familie nicht kontaktieren und wurde dann wieder nach Mexiko-Stadt zurückgebracht. Meine Träume aufgeben wollte ich nicht, aber ich war am Boden zerstört. Meine letzte Chance war, den berühmt-berüchtigten Güterzug „La Bestia“ zu nehmen, um nach Ciudad Juárez zu kommen. „La Bestia“ heißt übersetzt ‚die Bestie‘, weil jedes Jahr hunderttausende Flüchtende auf dessen Dach mitfahren. Die gefährliche Fahrt dauerte vier Tage und drei Nächte. Das schlimmste war die morgendliche Kälte, die mich mit voller Härte traf, weil ich keinen Mantel hatte. Manchmal fühlte ich mich, als könne ich nicht mehr atmen. Schließlich kam ich in Juárez ohne Kleidung und völlig unterkühlt an. 30 Tage dauerte meine Reise durch Mexiko – zweifellos war sie viel komplizierter als die sechs Länder zuvor und schlimmer als der Darién.“

„Ich danke Gott und den Schwestern, die uns mit Lebensmitteln, Kleidung und Liebe in ihrer Kathedrale Obhut schenken. Hier kommen jeden Tag Menschen an, die das Gleiche oder sogar Schlimmeres erlebt haben als ich.“

Jesús, Flüchtender aus Venezuela

Junger Mann kniet vor nächtlichem Lagerfeuer, im Hintergrund ist ein Zelt.

Symbolfoto: Adveniat/Kopp

Die Dienerinnen der Armen schenken Beistand und Hoffnung

So wie Jesús, erhalten alle, die von hier aus die Grenze in die USA nach El Paso überqueren wollen, von den Hermanas Siervas de los Pobres (‚Dienerinnen der Armen‘) umfassende Hilfe. Die Migrantenpastoral versorgt die ankommenden Frauen, Männer und Kinder mit Kleidung, Medizin und Verpflegung. In der Kathedrale wurde eine Kantine errichtet, die von montags bis freitags warme Mahlzeiten für 600 Menschen anbietet. Daneben erhalten sie eine Rechtsberatung für das US-Asylverfahren. So haben es bereits viele geschafft, legal in die USA einzureisen.

 „Wir –als Dienerinnen der Armen – sind dankbar, denn unser Dienst hat uns eine andere Realität von sehr verletzlichen Brüdern und Schwestern nähergebracht. Es ist für uns ein Raum, in dem Gott gegenwärtig wird und uns auffordert, aus Liebe zu antworten.“  (Mónica Alejandra Olivas Nevárez, Projektpartnerin)

So hilft Adveniat mit den „Dienerinnen der Armen“ vor Ort:

  • rund 600 Migrantinnen und Migranten erhalten von Montag bis Freitag eine warme Mahlzeit
  • Eine Gruppe von Anwältinnen und Anwälten informiert und berät über das US-Asylverfahren
  • Bis zu 40 Personen pro Monat erhalten eine medizinische Behandlung
  • Für 200 Familien werden Workshops angeboten, in denen sie bspw. lernen, die Umwelt zu schützen (Müllsammeln und -recycling)
  • 10 Personen pro Monat werden von Therapeuten und Psychologinnen unterstützt
Mann rennt mit Kind auf dem Arm neben einem Güterzug her.

Mit "La Bestia" kam Jesús völlig unterkühlt und geschwächt in Juárez an.

Voll sitzender Speisesaal. Auf einem Tisch stehen ausschließlich brennende Kerzen.

Bei den Schwestern bekam er, wie viele andere, ein warmes Essen.

Gruppenfoto von Freiwilligen und den Schwestern in der Kapelle vor gelber Wand.

Das Team arbeitet Hand in Hand zusammen.

*Name von der Redaktion geändert
 

Helfen Sie Menschen, wie Jesús, die vor Gewalt und Not fliehen mussten. 

 

Schenken Sie Menschen auf der Flucht eine Perspektive: Unterstützen Sie die Arbeit für Migrantinnen und Migranten der Kirche in Mexiko. 

Für weitere Informationen, wie Sie die Armen in Lateinamerika und der Karibik mit einer Spende unterstützen können, wenden Sie sich gerne an:

Carmen Martínez
Abteilung Spenderkommunikation, Referat Besondere Spenden
Telefon 0201 1756-209, E-Mail: carmen.martinez(at)adveniat(dot)de